Montag, 2. Januar 2012

Interview mit Keltermeister Jörg Stier - Rund um den Apfelwein

Der Apfelwein gehört in Hessen zu den traditionellen Getränken. Er ist wohlschmeckend, bekömmlich und kalorienarm. Pur getrunken ist er ein Genuss. Mit einem Alkoholgehalt von ca. 5,5 % kann er zu vielen deftigen Gerichten genossen werden. Auch mit Mineralwasser abgespritzt wird zu einem idealen Erfrischungsgetränk. Apfelwein ist ein Naturprodukt. Man sagt ihm sogar eine gesundheitliche Wirkung nach. Wissenschaftler bestätigten, dass Apfelwein, der aus „Alten Apfelsorten“ gepresst wurde, durch seinen hohen Gehalt an Phenol sich vorbeugend gegen Herzinfarkt und Schlaganfall auswirken kann. Sie können Apfelwein in jeder Variation genießen. Zum Beispiel: als Most, Süßer, Rauscher, Trüber und vielen anderen Geschmacksrichtungen.

Jörg Stier von der Kelterei Stier in Maintal-Bischofsheim hat mir erfreulicherweise einige Fragen zum Thema Apfelwein beantwortet.

Herr Stier, Sie sind nicht nur Keltermeister sondern auch Autor. Sie haben einige wunderschöne Bücher und Hörbücher zum Thema Apfelsaft veröffentlicht. In Ihrem Buch »Apfelwein in Geschichten und Anekdoten« erhält man einen tieferen Einblick in die Geschichte und den Werdegang des Apfelweines, wie Sie selbst sagen!

Rita Hajak: Welche Äpfel bevorzugen Sie, und aus welcher Region stammen sie?

Jörg Stier: Die von uns verarbeiteten Äpfel stammen aus den Streuobstwiesen zwischen Büdingen und Würzburg (Wetterau / Spessart) mit dem Hauptanteil aus den Maintaler Streuobstwiesen. Bevorzugt sind die alten Obstsorten, dies in möglichst großer Durchmischung.

Rita Hajak: In welchen Behältern wird der AW gelagert?

Jörg Stier: Unsere Apfelweine werden in Edelstahl vergoren und gelagert.

Rita Hajak: Kann man den Apfelwein längere Zeit lagern oder muss er schnell verbraucht werden?

Jörg Stier: Kommt auf Herstellung und Lagerung an. In Hessen sagt man, Apfelwein solle „seinen Geburtstag nicht erleben“ – in anderen Regionen wird der Apfelwein erst nach einem Jahr angestochen. Prinzipiell kann ist es so, dass die Vorzüge des Apfelweines (wenige Säure, geringer Alkohol) zum Verzehr einladen, die Lagerung aber schwieriger machen. Was wiederum über die Qualität des Lagers (Edelstahl, Kühlung) kompensiert werden kann.

Rita Hajak: Wie erreicht man den unterschiedlichen Geschmack der verschiedenen AW-Sorten?

Jörg Stier: Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig. U.a. sind hier zu nennen: Dauer der Hefereifung; Auswahl der Apfelsorten; Zugabe saurer Früchte (Speierling, Mispel usw.); Ausbau zur Füllung (Restsüße, karbonisierte Kohlensäure); Veredlung (Sherrysierung, zweite Gärung).

Rita Hajak: Wie lange dauert die Herstellung vom Apfel bis zum trinkfertigen Apfelwein?

Jörg Stier: Ab dem Martinstag (11.Nov) wird traditionell der erste Apfelwein aus neuer Ernte ausgeschenkt. Die Dauer des Ausbaus hängt dann von der Sorte ab.

Rita Hajak: Bereitet Ihnen die Arbeit in Ihrer Kelterei Freude?

Jörg Stier: ja.

Vielen Dank, Herr Stier, für dieses interessante Gespräch!

Rita Hajak


Jörg Stier 1959 in Hanau geboren, und 1979 in die Kelterei seiner Eltern eingetreten. Inzwischen stellt er über 40 verschiedene Sorten Apfelweine in seiner Kelterei her. Nebenbei bietet er für Selbstkelterer Apfelweinseminare an.
Ein hohes Ansehen genießen die Kellerführungen mit Apfelweinprobe in seiner Maintaler Kelterei.

Noch mehr Bücher von Jörg Stier


Mehr erfahren Sie hier: www.kelterei-stier.de/

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